Dienstag, 28. Mai 2013

Charakterisierung des Augebiets um St.Pantaleon/Erla

Geographische Lage:
Größe des Beobachtungsgebiets: ca. 500ha
Wasserflächen: ca. 100ha
Lage: Donau, rechtsufrig, Flusskilometer 2103-2017
Gemeinde: St.Pantaleon/Erla

Das Beobachtungsgebiet liegt in der Gemeinde St.Pantaleon/Erla, südwestlich der Donau. Entlang der Donau erstreckt sich das Augebiet ungefähr von Flusskilometer 2107 bis Flusskilometer 2103. Das gesamte Beobachtungsgebiet hat eine Fläche von ca. 500ha, davon sind ca. 100ha Wasserflächen die teilweise fischereiwirtschaftlich genutzt werden.
Das Augebiet liegt auf einer Seehöhe von ca. 240m, die Niveauunterschiede innerhalb des Augebiets betragen weniger als 10m. Im Augebiet wurden künstliche Rettungsinseln geschaffen, die bei Hochwasser von Wildtieren aufgesucht werden. Diese Rettungshügel haben eine Höhe von ca. 5-6m und gelten als die höchsten Erhebungen im Augebiet.
Das Augebiet ist ehemaliges Schwemmland der Donau, Basis für die Böden bilden Donauschotter.
Das Gebiet wird im Norden, bzw. Nordosten durch die Donau begrenzt. Im Westen wird das Augebiet durch angrenzende Felder begrenzt, im Südwesten und Süden bildet der Erlabach die Grenze. 

Klima:  
Das Bearbeitungsgebiet liegt in der Einflusszone des mitteleuropäischen Übergangsklimas, das durch relativ warme Sommer und gemäßigte Winter gekennzeichnet ist. Die Durchschnittswerte der Temperatur und des Niederschlags im Augebiet gleichen etwa den charakteristischen Werten des Alpenvorlandes. Im Beobachtungsjahr 2013 kam es zu einem außergewöhnlich langen Winter mit Nachtfrösten bis Anfang April. Dieser Winter beeinflusste die Laichzeit der Amphibien. Es erfolgte ein erster Laichzyklus Anfang März (Springfrosch, Grasfrosch). Von Mitte bis Ende März wurde die Aktivität der Amphibien durch Schneefälle und niedrige Temperaturen unterbunden. Erst im April kam es zu einem weiteren Laichzyklus (Erdkröte, Springfrosch, Grasfrosch).

Hydrologische Situation:  
Im Zuge der Errichtung des Donaukraftwerks Wallsee/Mitterkirchen in den Jahren 1965 bis 1968 wurde das Augebiet durch einen Damm vom Donaustrom isoliert. Dieser Damm wird von Flusskilometer 2106 bis Flusskilometer 2104 von einer Ãœberlaufstrecke unterbrochen. Bei Flusskilometer 2107 befindet sich ein Einlaufbauwerk.
Über das Einlaufbauwerk werden derzeit 300l/s ins Augebiet eingeleitet. 150l/s fließen durch ein Begleitgerinne entlang des Donaudamms, 150l/s werden über den Fischerhüttenbach ins Augebiet eingeleitet. Das Begleitgerinne zieht sich entlang des Donaudammes und mündet ungefähr bei Flusskilometer 2103 in den Erlabach.
Das Augebiet wird nicht mehr von jährlichen Donauhochwässern überflutet, lediglich Großereignisse, wie z.B. das Hochwasser 2002, überfluten das Augebiet. Es kommt aber regelmäßig zu kleineren Überflutungen durch den hochwasserführenden Erlabach.
Bedingt durch die geänderten hydrologischen Verhältnisse kommt es nun zu einer teilweisen Umkehr der Fließrichtung innerhalb des Augebiets. Stehende Gewässer, wie z.B. der Totarmkomplex Weite Lacke/Bockslacke/Fischerlahnlacke werden bei Donauhochwässern von Südosten nach Nordwesten geflutet.
Das Fehlen von jährlichen Hochwässern und die geringen Wasserspiegelschwankungen führten über die Jahre zu einer starken Verlandung der Augewässer. In den letzten Jahren wurden vermehrt Baggerungen durchgeführt, um die verlandeten Gewässer wieder zu revitalisieren.
Aufgrund der geänderten Hochwassersituation kam es immer wieder zu Ausfällen im Wildbestand. Aus diesem Grund wurden in den letzten Jahren zahlreiche Wildrettungshügel mit einer Höhe von ca. 6m aufgeschüttet. Die beim Materialaushub entstandenen Weiher bilden wertvolle Lebensräume und Laichplätze für Amphibien. 
Überströmstrecke im Staubereich Wallsee/Mitterkirchen
 
Einlaufbauwerk bei Stromkilometer 2107
Fauna:  
Neben den jagdbaren Wildtieren findet man jede Menge Kleinsäuger im Auwald. Vor ca. 10 Jahren wurden die ersten Biber (Castor fiber) im Auwald beobachtet. Die Anzahl der Biber hat in den letzten Jahren stark zugenommen, man schätzt die Anzahl derzeit auf 30 bis 40 Tiere. An der Biberlacke und innerhalb des Wildgatters sind einige größere Biberbauten. Auch ein Vorkommen des Fischotters ist belegt. Daneben zählen noch Graureiher, Silberreiher, Eisvogel, Höckerschwan, Stockenten, Haubentaucher, Blässhuhn und zahlreiche Kleinvogelarten zu den Bewohnern des Augebiets.

Forstliche Nutzung: 
Das Gebiet ist überwiegend mit Laubhölzern bestockt. Im Bereich des Grünhaufens wird der Laubwald durch ein ca. 1000x250 m großes Feld unterbrochen, in dem sich eine Baumschule befindet. Einige kleinere Wiesen befinden sich ebenfalls im Augebiet.
Ein Grossteil des Augebiets war bis vor wenigen Jahren mit Altbeständen bestockt, die im Sommer ein geschlossenes Kronendach entwickelten. Es kam zu einer starken Beschattung der kleineren Augewässer, die sich teilweise negativ auf den Amphibienbestand auswirkte. Vereinzelt befanden sich kleinere Nadelholzbestände im Augebiet. In den kommenden Jahren ist es geplant, die Nadelholzbestände zu nutzen in mit standortstypischen Baumarten aufzuforsten. In den letzten Jahren wurde die forstwirtschaftliche Nutzung intensiviert. Altbestände wurden genutzt, bzw. durchforstet, nicht standortsgemäße Bäume wurden entfernt.

Jagdliche Nutzung:  
Im östlichen Teil des Augebiets befindet sich ein Wildgatter, in dem Schwarzwild, Rotwild, Damwild und Mufflon gehalten werden. Das Wildgatter kann nur von befugten Personen zur Ausübung der Jagd, Hege, Fischerei und für die forstliche Nutzung betreten werden.
Außerhalb des Wildgatters findet man Schwarzwild, Rehwild und Fasan und Feldhase im Auwald.
Im Augebiet wurden in den letzten Jahren zahlreiche Wildrettungshügel aufgeschüttet. Das dafür notwendige Material wurde im Augebiet entnommen. Durch die Entnahme entstanden zahlreiche Gewässer in der Nähe der Wildrettungshügel, die einen wertvollen Lebensraum für Amphibien und Reptilien darstellen.

Fischerei:
Neben dem Fischerhüttenbach und dem Erlabach werden auch zahlreiche stehende Gewässer fischereiwirtschaftlich genutzt. Innerhalb des Wildgatters befinden sich auch die größten Wasserflächen des Augebiets (Weite Lacke, Bockslacke, Seilerlacke).
Im westlichen Teil des Augebiets befinden sich mit Biberlacke, Grünhaufen-/Ingridlacke weitere fischereiwirtschaftlich genutzte Wasserflächen.
In den letzten Jahren wurden zahlreiche Gewässer im Hinblick auf die fischereiwirtschaftliche Nutzung revitalisiert. Bei den Revitalisierungsmaßnahmen ergeben sich auch Möglichkeiten zur Förderung der Herpetofauna.

Für viele Amphibien sind fischfreie Gewässer notwendig. Im Augebiet gibt es neben den fischreichen Gewässern eine große Anzahl von fischfreien Gewässern, die von den Amphibien gerne als Laichplätze genutzt werden. Man kann aber auch an befischten Gewässern Zonen schaffen, die für die Laichablage der Amphibien geeignet sind.

Infrastruktur:
Im Augebiet gibt es keine dauerhaft bewohnten Gebäude. Am Fischerhüttenbach befinden sich zwei Holzhäuser, die von Fischern zu r Übernachtung genutzt werden können. Im Bereich der Baumschule gibt es zwei Geräteschuppen, am Futterstadelteich befindet sich ein unterstand für Geräte, sowie Lagerplätze für Futter.
Die Erschließung des Augebiets erfolgt weitgehend durch rechtwinkelig angeordnete Schneisen und Forststraßen, die in einem Raster von 200x300m angeordnet sind. Die Wege sind durchwegs geschottert. Es führt keine befestigte Straße durchs Augebiet.

Erholungsnutzung:
Das Augebiet befindet sich noch im Einflussbereich des Großraumes Linz mit ca 300.000 Einwohnern. An Frühlingstagen wird das Augebiet häufig von Ausflüglern besucht. Beliebt sind die ersten Wochenenden im Frühjahr. Hier wird das Augebiet in erster Linie zum Wandern, Blumenpflücken, Bärlauchpflücken in Pilzesammeln aufgesucht. Im späteren Jahresverlauf kommt es im Augebiet zu einer mehr oder weniger starken Insektenplage, die einen Besucherandrang weitgehend verhindert. Die Besucher konzentrieren sich im Augebiet weitgehend auf die ortsnahen Bereiche um die Biberlacke und den Fischerhüttenbach. Im Sommer werden die Aubereiche östlich der Baumschule nur selten von Besuchern frequentiert.
Im Augebiet ist jeder öffentliche Verkehr untersagt, im Wildgatter herrscht zudem ein Betretungsverbot.