Samstag, 19. Juni 2021

Wieviel Platz für Randsportarten?

Man stelle sich das einmal vor: auf dem Perger Hauptplatz soll eine Radball-Zone errichtet werden. Ein Verein bestehend aus 4 Mitgliedern (2 Mannschaften) hat hier durchgesetzt, dass hier eine Trainings und Wettbewerbszone auf öffentlichem Grund errichtet wird. Dem Vorhaben fallen 10 Parkplätze am Hauptplatz zum Opfer. Ich bin mir sicher: beim ersten Radball Training hagelt es Prügel für die Sportler, denn niemand kann verstehen, dass hier einer Randgruppe derart hohe Privilegien zuteil werden.

Ja, Radball gehört in Österreich zu den sogenannten "Randsportarten", genauso wie Synchronschwimmen, Lacrosse, Landhockey, Polo oder Croquet. Auch wenn viele von diesen Sportarten noch nie was gehört haben, so sind diese Teil der Sportlandschaft, haben ihre Berechtigung und tragen zur Vielfalt bei. Und sie haben auch ihre (wenn auch wenigen) Anhänger, die für ihren Sport ihre Freizeit und Geld opfern. Und sie gehen damit eigentlich niemandem auf die Nerven. Mir ist nicht bekannt, dass ein Radball-Verein, eine Gruppe Synchronschwimmerinnen oder ein Lacrosse-Club hier jemals öffentliche Flächen eingefordert hätte. Sie alle fanden offenbar mit den vorhandenen Möglichkeiten ihr Auslangen.

Auch Jetski/Waterbike gehört in Österreich zu diesen Randsportarten. In manchen Ländern, wie z.B. in den USA geniesst diese Sportart mehr Popularität, bei uns führt die Sache ein Schattendasein. Bis jetzt gab es in NÖ zwei private Plätze, wo die Sportart ausgeübt werden konnte: im Speedworld Actionpark in Pachfurth und auf dem Baggersee der Firma Lasselsberger bei Pöchlarn.

Das war den Wassersportlern offenbar nicht genug, also entschieden sie sich vor ca. 20 Jahren, eine Waterbike-Strecke auf der Donau zu beantragen. Das Vorhaben scheiterte immer wieder. Es wurden Anträge gestellt, geprüft, Gutachten eingeholt - und dann kam es zu einem Bürgerprotest.
Im Jahre 2008 wurden in Strengberg 3500 Unterschriften gegen eine dort geplante Jet-Ski- Strecke gesammelt. Es wurden Lärmgutachten erstellt, die Sache wurde schliesslich doch nicht bewilligt. 2019 kam es erneut zu einer Verhandlung. Diesmal wurde die Strecke in St.Pantaleon-Erla beantragt. Auch hier konnte das Verfahren in erster Instanz nicht abgeschlossen werden.

Über die Jahre wurden hier Steuergelder verbraten, denn so ein Antrag muss jedes Mal bearbeitet, begutachtet und verhandelt werden.

Und jedes Mal ist es eigentlich die gleiche Situation: einige wenige wollen das, was viele nicht wollen. Ein Gedanke, der gar nicht so in unser demokratisches Weltbild passen will. Die Errichtung der JetSki Strecken scheiterte immer daran, dass niemand den Lärm vor der Haustüre will, die Anrainer nicht, die Erholungssuchenden nicht, die Wirtschaftstreibenden nicht und die Natur schon gar nicht.

Da wäre uns vielleicht allen doch eine Radball-Zone lieber....da haben wir ausser ein paar schnaufenden Sportlern und dem Torjubel von ein paar Fans kaum Nebengeräusche....und Schadstoffe werden auch nicht ausgestossen....