Dienstag, 24. März 2015

Tipps für Fotos zur Artenbestimmung

Liebe Naturfreunde!

Bei Herpetofauna erreichen uns regelmäßig Bilder mit der Bitte um Artenbestimmung. Im Regefall fällt es uns leicht, anhand der Fotos genau die Art zu bestimmen und Tipps zum Amphibienschutz zu geben. Es gibt aber immer wieder Ausnahmefälle, bei denen anhand der Bilder eine Bestimmung der Tierart nur vage oder gar nicht möglich ist. Das liegt zum einen an der Art der Aufnahme, aber auch an der Bildqualität.

Ich möchte daher an dieser Stelle ein paar Tipps geben, wie man Bilder aufnimmt, an denen sich die Tierart einfach und zuverlässig bestimmen lässt.

Formatfüllend aufnehmen: je größer das Tier im Bild ist, desto mehr Details sind erkennbar und desto zuverlässiger lässt sich ein Tier bestimmen. Bei scheuen Tieren ist eine formatfüllende Aufnahme allerdings nicht immer möglich. Die Fluchtdistanz ist hoch und die Tiere ergreifen die Flucht, sobald man diese Hemmschwelle unterschreitet. Abhilfe kann hier ein längerbrennweitiges Objektiv schaffen. Alternativ kann man sich auch langsam mit der Kamera an das Tier herantasten. Je langsamer und gefühlvoller dieses Herantasten geschieht, desto eher kann man das Tier aus der Nähe aufnehmen. Die meisten Tiere ergreifen bei unterschreiten der Fluchtdistanz die Flucht, einige Schlangen gehen allerdings auch zum Angriff über. Bei Giftschlange sollte hier vorsichtig vorgegangen werden.

Bildschärfe ist wichtig: je schärfer das Bild ist, desto mehr Details sind erkennbar. Aufnahmen in dunkler oder schattiger Umgebung führen sehr oft zu verwackelten und unscharfen Bildern. Eine Erhöhung der ISO-Zahl oder der Einsatz eines Blitzgerätes kann hier Abhilfe schaffen. Die Bildschärfe sollte sich nach Möglichkeit über das ganze Tier hinziehen. Bilder mit geringer Tiefenschärfe sind zwar oft künstlerisch interessanter, können aber die Bestimmung erschweren, da wichtige Teile des Tieres im Unschärfebereich liegen.

Der richtige Bildwinkel: bei einer Aufnahme entscheidet oft der richtige Bildwinkel, aus dem das Tier aufgenommen wurde. Je mehr vom Tier zu sehen ist, desto leichter ist die Bestimmung. Sofern die Möglichkeit besteht, können auch Details von Bauch, Rücken, Beinen oder Kopfbereich aufgenommen werden. Bei manchen Tieren können hier wichtige Bestimmungsmerkmale zu sehen sein.

Größenverhältnisse darstellen: bei manchen Tieren kann die Größe ein Bestimmungsmerkmal darstellen. Ein Maßband ist nicht immer zur Stelle, in den meisten Fällen reichen aber bekannte Alltagsgegenstände (Münzen, Feuerzeug,..), die man zusammen mit dem Tier fotografiert, um einen Größenvergleich zu haben.

Aufnahmen von Tieren im Wasser: problematisch sind immer wieder Aufnahmen von Tieren im Wasser (Frösche, Kaulquappen, Molche und Molchlarven). Aufnahmen von oben ins Wasser können sehr oft aufgrund starker Spiegelungen unbrauchbar sein. Wichtig ist, dass man hier nicht gegen das Sonnenlicht fotografiert und den Blickwinkel so wählt, das das Tier gut sichtbar wird. Bei manchen Kameras ist der Einsatz eines Polarisationsfilter möglich. Mit diesem können Reflexionen an der Wasseroberfläche reduziert oder komplett entfernt werden und so eine brauchbare Aufnahme erstellt werden.

Hohe Kontraste vermeiden: bei Aufnahmen unter starkem Sonnenlicht, bei Aufnahmen an Gewässern, am Waldboden,...kommt es oft zu hohen Kontrasten und dadurch zu unter- bzw. überbelichteten Bildteilen. Abhilfe kann hier der Einsatz eines Blitzgerätes schaffen. Auch bei Aufnahmen in Eimern kommt es hier oft zu starken Kontrasten: dunkle Tiere in weissen Eimern sind schwer zu fotografieren und auch auf den Bilder schwer bestimmbar.

Handyfotos: immer mehr Fotos werden mit Handys aufgenommen. Auch wenn die Qualität der Fotos aus Handys zugenommen hat, so erreichen uns immer wieder Handyfotos auf denen kaum etwas erkennbar ist. Ein Problem ist die Verschmutzung der Objektive. Handys haben winzige Objektive, deren Linsenoberflächen oft durch Fingerabdrücke, Kleiderfusseln und Staub verschmutzt sind oder die nach längerem Einsatz verkratzt sind. In vielen Aufnahmesituationen können damit noch brauchbare Aufnahmen erstellt werden, bei Gegenlicht oder Spiegelungen kommt es aber zu milchigen Aufnahmen oder starken Überstrahlungen. An dieser Stelle ein Tipp: die Linse der Handykamera sollte immer sauber gehalten werden, um eine gute Aufnahmequalität zu erhalten.

Bildgröße beachten: wenn das Bild scharf ist und gut belichtet, bzw. ausgeleuchtet ist, reicht eine Bildgröße von ca. 800-1000 Pixel Bildbreite, um eine einwandfreie Bestimmung zu ermöglichen. Zu große Bilddateien sind unnötig und behindern manchmal das Filehandling.

Zusatzinformationen: im Zweifelsfall können Zusatzinformationen wichtig sein. Eine genaue Ortsangabe kann z.B. schon verschiedene Arten ausschließen, auch wenn die Tiere auf den Fotos nicht eindeutig erkennbar sind. Auch eine Datumsangabe kann unter Umständen hilfreich sein.

Abschließend noch ein paar Problemfälle bei der Bestimmung, die immer wieder auftauchen:

Glatt- oder Schlingnatter (coronella austriaca): Diese sehr häufige Schlange wird oft nicht erkannt oder mit der Kreuzotter verwechselt. In vielen Fällen lässt sich die Sichtung einer Kreuzotter bereits aufgrund der geografischen Lage ausschließen. Infos und Fotos zu beiden Schlangenarten finden sie auf www.herpetofauna.at.

Grünfrösche: die einheimischen Grünfroscharten sind sehr oft nur anhand von Details (Fersenhöcker) genau bestimmbar. Auch hier kann die Angabe des Fundorts aufgrund von Ausschlußverfahren die Bestimmung erleichtern und ermöglichen.

Kaulquappen und Larven: hier ist eine genaue Artbestimmung anhand von Fotos oft nicht einmal durch Fachleute möglich. Ortsangaben können hier ebenfalls weiterhelfen.