Mittwoch, 10. Juli 2013

"Gelsenplage in der Au!"


So und ähnlich lauteten die Schlagzeilen mancher Medien. Von einer Invasion war die Rede, von Horror,....in der Tat - für einen Städter, der es gewohnt ist, den Sommer in einer insektenfreien klimatisierten Umgebung zu verbringen, mag ein Ausflug in die Au derzeit zu einem traumatischen Erlebnis werden. Betritt man derzeit ein Augebiet, so ist man sofort von einer "Gelsenwolke" umgeben. Diese Plagegeister nutzen jede Gelegenheit, sich an der Haut niederzulassen und dort mit der Nahrungsaufnahme, dem Blutsaugen zu beginnen. 

Die Stechmücken (Culicidae) sind eine Familie von Insekten. Weltweit gibt es davon ca. 3500 Arten, 104 kommen in Europa vor. Mit ihren Mundwerkzeugen können die Stechmücken die Haut ihres Wirtes durchbohren und mit dem Rüssel Blut saugen. Dieses Blut benötigen sie zur Eiproduktion. Einige Arten können gefährliche Krankheiten, wie z.B. Malaria oder Dengue Fieber übertragen. Die Stechmücken benötigen für ihre Fortpflanzung Gewässer, bevorzugt periodische Kleingewässer. Sie kommen daher bevorzugt in Sumpf- und Augebieten, Regenwäldern, in der Tundra und an Gewässern vor. In Österreich zählen vor allem die Flussauen, sowie die Schilfgebiete um den Neusiedler See und im Seewinkel zu den idealen Lebensräumen der Stechmücken. Die Larven können sich dort im Flachwasser und in Kleingewässern entwickeln. Oft reicht eine mit Wasser gefüllte Wagenspur, eine Wasserpfütze oder eine Regentonne im Garten als Brutstätte für Stechmücken. Nach Hochwässern bilden sich in den Überschwemmungsgebieten unzählige Kleingewässer, die als idelaer Lebensraum für die Larven dienen. 

In den Augebieten entlang der Donau, March und am unteren Inn gibt es fast jedes Jahr zahlreiche Stechmücken. Einmal mehr - einmal weniger. Gelsenfreie Jahre sind äusserst selten und kommen nur alle paar Jahre in Sommern mit sehr langer Trockenperiode vor. Aber auch in einem Jahr wie heuer, in dem durch das Hochwasser im Juni ein idealer Lebensraum für die Gelsen geschaffen wurde, kann man das Augebiet betreten. Das Wetter ist schon einmal wichtig. Gelsen mögen keinen Wind und keinen Sonnenschein. Zudem sollte man lange Kleidung tragen und vor allem die Hand- und Fussgelenke schützen, da sich dort die Gelsen am liebsten niederlassen. 

Stechmückenlarven in einem Kleingewässer in den Donauauen
Stechmücke
In den Hochwassergebieten wird seit längerem eine Bekämpfung der Stechmücken mit dem Bakterium Bacillus thuringiensis israelensis (BTI) durchgeführt. Dieses Mittel kann grossflächig mit Hubschraubern ausgebracht werden und schädigt den Verdauungstrakt der Larven. Aus der Sicht des Naturschutzes ist diese grossflächige Bekämpfung umstritten. Stechmücken stellen einen wichtigen Teil in der Nahrungskette des Ökosystems dar und dienen als Nahrung für andere Insekten, Spinnen, Fische  und Amphibien. Zusätzlich halten sie in den Sommermonaten den Menschen vom Augebiet fern.