Montag, 30. März 2015

Hobbyfotografie - Berufsfotografie

Manchmal werde ich gefragt "Sind sie Hobbyfotograf oder Berufsfotograf?" - "Ich bin beides!" Die Leute sind dann oft etwas erstaunt über diese Antwort, aber sie stimmt. Es kommt nur darauf an, in welcher Situation ich mich gerade befinde. Meinen Zugang zum Hobby, bzw. zum Beruf Fotografie möchte ich daher an dieser Stelle ein wenig erläutern:

Seit nunmehr 35 Jahren bin ich Hobbyfotograf. Im Volksschulalter bekam ich meine erste Kamera und ich fotografierte damals alles, was mir Spass machte: Lokomotiven, Autos, Aulandschaften, Situationen aus dem Privatleben,.....
An der Thematik hat sich bis heute nicht viel verändert. Die Fotos, die ich zum Zeitvertreib aufnehme, haben einen gewissen Bezug zu meinem Leben. Sie zeigen Szenen und Motive, die ich für mich im Kopf behalten will. Sie zeigen die Menschen, die mir nahestehen, sie zeigen Landschaften, die mich beeindrucken, sie sind Dokumente meiner Reisen, meiner Ausflüge und meines privaten Umfeldes. Sie entstehen grundsätzlich ohne jegliche Einflußnahme von aussen und stehen in keinerlei Wettbewerb zu anderen Fotos. Qualitativ sind die Fotos von heute natürlich nicht mehr mit den Bildern vergleichbar, die ich mit 10 Jahren aufgenommen habe. Die technische Ausrüstung ist besser geworden und natürlich auch mein Wissen im Bezug auf Aufnahmetechnik und Bildgestaltung hat sich im Laufe der Zeit verbessert. Trotzdem stellen die Bilder, die ich vor 35 Jahren aufgenommen habe, den gleichen Wert dar, wie die Bilder, die ich heute aufnhehme: sie sind wertvolle Zeitdokumente und spiegeln mein Leben wieder. 

In meiner Jugendzeit war ich Mitglied im Fotoclub St.Valentin, nach dem Umzug nach Wien war aber eine Mitgliedschaft aus Zeitgründen nicht mehr sinnvoll. In der Anfangsphase beteiligte ich mich auch an diversen Fotowettbewerben, mit der Zeit stellte sich aber zunehmend eine Kritik an dieser Art der Fotografie ein. Um bei Wettbewerben erfolgreich zu sein, gilt es in erster Linie, einem gewissen Trend zu folgen. Das führt irgendwann mal dazu, dass man zum Erfüllungsgehilfen der Jury, bzw. des Systems wird. Die Freiheit des Hobbys wird dadurch massiv eingeschränkt.  Im Laufe der Zeit gewann ich immer mehr Einblick in diese Art der Fotografie und damit auch eine kritische Haltung gegenüber der Wettbewerbsfotografie, was dazu führte, dass ich sie mittlerweile von Grund auf ablehne.

Definition Hobby lauf Wikipedia: "Ein Hobby, auch Freizeitbeschäftigung oder Steckenpferd genannt, ist eine Tätigkeit, die der Ausübende freiwillig und regelmäßig betreibt, die dem eigenen Lustgewinn oder der Entspannung dient und zum eigenen Selbstbild beiträgt. Ein Hobby ist kein Beruf und repräsentiert für den Ausübenden einen Teil seiner Identität."

Seit nunmehr 20 Jahren verdiene ich auch Geld als Fotograf. Anfangs waren es ab und zu einige kleine Fotojobs, die ich neben dem Studium erledigte, später wurde die Sache mehr, bis ich mich schliesslich entschloss, ernsthaft in die Berufsfotografie einzusteigen. Es gab von Anfang an viel zu tun, also stellte sich gar nicht die Frage, die Fotografie nebenberuflich zu betreiben. Gerade in der Anfangsphase waren Wochen mit 70-80 Arbeitsstunden eher die Regel als die Ausnahme. Dazwischen gab es aber immer wieder Erholungsphasen, in denen weniger Aufträge zu erledigen waren. In den 20 Jahren hat sich hier ein Zyklus entwickelt, der sich beinahe jährlich wiederholt: es gibt im Jahr zwei Phasen, in denen wenige Aufträge erledigt werden, das ist am Anfang des Jahres, sowie in den Sommermonaten. Danach beginnt regelmässig eine Zunahme der Aufträge, der Höhepunkt wird meistens kurz vor dem Sommer sowie vor Weihnachten erreicht. Diesen Zyklus kann ich mittlerweile ganz gut einschätzen und so gewisse Arbeiten in der etwas ruhigeren Zeit einplanen. Dazu gehören z.B. Buchhaltungsarbeiten, Archivarbeit, diverse Büroarbeiten und freie Fotoarbeiten.
Diese sind notwendig, um erstens, den Spass an der Fotografie nicht zu verlieren und zweitens gewisse Dinge auszuprobieren und neue Ideen zu entwickeln, bevor sie am Kunden angewendet werden.

Zusammenfassend haben sich über die Jahre drei Arten von Fotografie entwickelt, die ich hier kurz noch einmal erläutern will:

Berufsfotografie: Jobs im Auftrag der Kunden. Die Fotos werden nach den Angaben der Kunden angefertigt und im Regelfall nach den vereinbarten Koditionen verrechnet (Stunden- oder Tageshonorar, Nutzungshonorar oder Pauschalsätze). Die Fotografie wird seit dem Jahr 2000 fats ausschliesslich in digitaler Form durchgeführt, meine Kunden finden sich hauptsächlich im B2B-Bereich. Lediglich in Ausnahmefällen wird für Privatkunden gearbeitet. Ein Großteil der Arbeiten, die ich für Kunden anfertige, ist nicht auf meiner Website und auch nicht in meinem Blog zu finden. Die Arbeit dient dem Kunden, nicht der eigenen PR.
Auftragsarbeit für ASFINAG: Hintergrundbild (Panorama) am Autobahnrastplatz Fischamend
Auftragsarbeit für einen Kunden: Jazzkonzert mit Bob Mintzer im Porgy & Bess, Konservatorium Wien Privatuniversität
Freie Arbeiten: diese Arbeiten entstehen auf eigene Initiative und werden von mir vorfinanziert. Hier handelt es sich sehr oft um längerfristige Reportageprojekte, diverse Projekte im Zuge von motorclassic und Naturfotografie udn Infrarotfotografie. Diese Arbeiten werden grossteils digital aufgenommen, dienen teilweise zur Erprobung von neuem Material und Entwicklung neuer Techniken. Teilweise werden diese Arbeiten auch über Agenturen am freien Markt angeboten.


freie Arbeit: Umbau der GEBE Fabrik in Wien

freie Arbeit: Aufbau eines Windkraftwerks
Hobbyfotografie: hierzu zählt hauptsächlich die Dokumentation des Privatlebens, der Urlaubsreisen sowie diverse kreative Projekte. Diese Art der Fotografie wird noch zu einem Teil auf analoger Basis abgewickelt und ist so gut wie nicht im Internet zu finden. Gerade mit Privatfotos bin ich sehr zurückhaltend, was die Verbreitung im Internet betrifft. Aber auch bei den analogen Arbeiten ist eine Verbreitung im Internet nicht immer möglich, da viele dieser Arbeiten ausschließlich in analoger Form vorliegen und teilweise durch die Digitalisierung viel von ihrem Reiz verlieren. Die Hobbyfotografie wird bewusst abgekoppelt von der Berufsfotografie und unterwirft sich auch keinen Trends. Es gibt keinerlei Überschneidung mit der Berufsfotografie, sowohl in der Thematik, wie auch in der Aufnahmemethode.

Osterprozession in Barcelona, Aufnahme auf Diafilm