Dienstag, 26. Mai 2015

Camping Au an der Donau

Gerade mal 11km war unsere heurige Pfingstreise. Wir hatten uns schon länger vorgenommen, einmal in einem Fass zu übernachten. Auf dem Campingplatz in Au an der Donau gibt es neben verschiedenen Campinghütten auch drei Fässer, die man sich mieten kann. Um 50,- Euro pro Nacht hat man hier eine wirklich urige Unterkunft in idyllischer Umgebung direkt am Wasser. Obwohl der Campingplatz in Au nicht weit ist, haben wir ihn bereits zum 2. Mal als Unterkunft ausgewählt. Es gibt in unmittelbarer Umgebung einen kleinen Hafen und auch einen Strand mit alten Weiden direkt an der Donau.
Auch ein Kinderspielplatz ist in der Nähe, hier sind allerdings einige Spielgeräte nicht mehr ganz so taufrisch. Am Montag war noch dazu grosses Kinderprogramm auf der Bühne mit Zaubershow, Schminken, Seilerei und diversen Hüpfburgen. 

 
Campingfass in Au an der Donau
Campinghütten direkt am Wasser
Kinderspielplatz
Schlauchomat
Kinderfest
Abendstimmung am Hafen
Abend an der Donau

Samstag, 23. Mai 2015

Naturfotografie - eine kritische Betrachtung


30 Jahre ist es mittlerweile her, seit ich mein erstes Naturfoto aufgenommen habe. Ich war damals viel in den Donauauen unterwegs und die Fotografie diente in erster Linie zur Dokumentation des Naturraums. Die dort vorkommende Flora und Fauna wurde fotografiert, Veränderungen an der Natur (z.B. nach Hochwässern) wurden dokumentiert.
Dieser Zugang zur Naturfotografie ist bei mir bis heute erhalten geblieben. Es geht primär um die Dokumentation, der gestalterische Aspekt der Fotografie ist zweitrangig. Da die Natur an sich schon ästhetisch ist, lässt es sich nicht vermeiden, dass diese Ästhetik sich in dem einen oder anderen Naturfoto widerspiegelt. Das hatte zur Folge, dass auch immer wieder Naturfotos von mir für Werbe- oder PR-Zwecke angekauft wurden, sozusagen ein angenehmer Nebeneffekt. Eine Konzentration auf Naturfotografie gab es bei mir trotzdem nie, der Broterwerb erfolgt ausschliesslich über Fotoaufträge bei denen der Mensch das zentrale Motiv darstellt.
Trotzdem spielt bei mir die Naturfotografie nach wie vor eine grosse Rolle, nicht zuletzt, weil ich aktiv am Amphibien- und Biotopschutz beteiligt bin und diese Arbeit dokumentiert und der Öffentlichkeit präsentiert wird.
Das sich die Fotografie in den letzten Jahren massiv verändert hat, ist kein Geheimnis. War vor 15 Jahren noch der Film das bevorzugte Aufnahmemedium der Naturfotografen, so hat in den letzten Jahren die Qualität der digital aufgenommenen Bilder auch die letzten eingefleischten Analogfreaks überzeugt. Es gibt nur mehr eine winzige Gruppe an Fotografen, die sich der analogen Fotografie verschrieben haben und ihre Bilder ausschließlich auf Filmmaterial aufnehmen.


Die Vorteile der digitalen Fotografie sind eben nicht von der Hand zu weisen:

Sie ist billig:
In den letzten Jahren sind die Preise für Kameras, Objektive und Speicherkarten massiv gefallen. In den 80er Jahren kostet eine professionelle Kamera (z.B. eine Nikon F3 mit Motor) inkl. einem langen und lichtstarken Teleobjektiv (z.B. 4,0/600mm) um die 200.000,- Schilling. Das war viel Geld und man musste damit erst mal fotografieren lernen. Das Handling war nicht einfach, der manuelle Fokus erforderte viel Übung und die Lichtstärke war notwendig, da man mit den Filmen auf 100 oder maximal 200 ISO beschränkt war. Dazu kamen laufende Kosten für Filme und Entwicklung.
Auch die ersten Digitalkameras waren noch extrem teuer. Eine Kodak DCS 760 kostete neu damals um die 160.000,- Schilling, hatte aber zumindest den Vorteil, dass aufgrund des kleinen Sensors kein so langes Teleobjektiv nötig war. Trotzdem war eine hohe Lichtstärke notwendig, da die Sensoren der ersten Generation bei höheren ISO sehr rauschanfällig waren.
In den letzten Jahren hat sich hier viel geändert: mit den meisten Kameras sind problemlos Aufnahmen bis 800 ISO möglich. D.h. Für normale Aufnahmesituationen bei Tageslicht sind derart hochgeöffnete Objektive nicht mehr nötig. Einige Hersteller bieten mittlerweile Telezooms bis 600mm und einen Anfangsöffnung von 6,3 und eingebautem Stabilisator an. Mit diesen Objektiven kann ein Grossteil der Tierfotografie abgedeckt werden, die Preise der Objektiv bewegen sich zwischen 1000,- und 2000,- Euro. Mit hochgeöffneten Teleobjektiven, die nach wie vor zu hohen Preisen angeboten werden, ist man heute für Aufnahmesituationen gewappnet, in denen vor 10 oder 15 Jahren gar kein Foto mehr möglich war.
Geändert hat sich auch der Gebrauchtmarkt: ein langes Tele war vor 20 Jahren eine Anschaffung fürs Leben. Nur selten tauchten diese Objektive am Gebrauchtmarkt auf, und wenn, dann wurden sie meistens von Fotograf zu Fotograf weitergegeben. Günstige Schnäppchen fand man nur durch Zufall. Das Internet hat die Welt zusammengerückt. Egal, ob heute so ein Objektiv in den USA, in Hong Kong oder in Australien angeboten wird – über diverse Internetplattformen ist ein Deal über mehrere tausend Kilometer kein Problem.
Der Einstieg in die Natur- bzw. Tierfotografie ist heute mit 2000,- oder 3000,- Euro möglich. Die laufenden Kosten für Speicherkarten, Akkus und Zubehör sind vernachlässigbar.

Auch im Bereich der Landschaftsfotografie hat sich einiges getan: zählte früher eine Mittelformat- oder Großformatkamera zum bevorzugten Werkzeug der Landschaftsfotografen (mit den damit verbundene hohen Filmkosten), so sind heute hochauflösende Digitalkameras auf dem Markt, die einen Bruchteil einer kompletten Großformatausrüstung kosten.

Sie ist einfach:
Ein grosser Vorteil der Digitalfotografie besteht darin, dass das Ergebnis sofort kontrolliert werden kann. Das führt zu einem schnellen Lernerfolg und bietet dem Fotografen die Sicherheit, das Bild „im Kasten“ zu haben. Zu Analogzeiten waren oft zahlreiche Versuche notwendig, das Ergebnis war erst nach Entwicklung der Filme sichtbar. Bei komplizierten Aufnahmesituationen führte das zu hohem Materialaufwand. Farbkorrekturfilter sind nicht mehr notwendig, die Farbkorrektur kann nachher am Computer erledigt werden. Hoch entwickelte Autofokussysteme und eine ausgeklügelte Belichtungsmessung führen dazu, dass der technische Ausschuss der Bilder immer geringer wird. Eingebaute Bildstabilisatoren ermöglichen scharfe Bilder in Situationen, wo früher ein Stativ notwendig war. Zudem hat sich das Gewicht der Ausrüstung massiv reduziert. Objektive und Kameras sind leichter und kompakter geworden, die Mitnahme von Filmmaterial ist nicht mehr nötig (Gerade in der Großformatfotografie war der Transport der Filmkassetten ein nicht zu unterschätzender Gewichtsfaktor). Durch das geringe Transportgewicht können auch Gebiete erschlossen werden, die früher nur unter sehr hohem Aufwand erreicht werden konnten.
Vögel im Flug waren zu Zeiten analoger Fotografie und manueller Fokussierung eine Herausforderung. Dank Autofocus und sofortiger Bildkontrolle ist es heute Pipifax.

Sie ist vielseitig:
Gab es früher als einziges Medium den Film, im wesentlichen in drei Ausführungen: Farbdiafilm, Farbnegativfilm, SW-Negativfilm. Daneben gab es noch ein paar Nischenprodukte wie SW-Diafilme oder Infrarotfilme. Man musste sich vor der Aufnahme entscheiden, welchen Film man einlegte und war für die nächsten 36 Aufnahmen an diesen Filmtyp gebunden (klar, man konnte auch den Film zurückspulen und einen anderen Film einlegen, aber das war jedes Mal mit einem gewissen Risiko und Aufwand verbunden).
Heute gibt es eine Unzahl von Möglichkeiten sowohl bei der Aufnahme, wie auch in der Nachbearbeitung. Die Empfindlichkeit kann bei jeder Aufnahme an die Lichtsituation angepasst werden, Aufnahmetechniken wie HDR helfen bei der Bewältigung von extremen Lichtsituationen und mit Hilfe von Focus-Stacking lassen sich Nahaufnahmen mit aussergewöhnlich hoher Tiefenschärfe erzielen. Mit ferngesteuerten Kameras und Flugdrohnen lassen sich Aufnahmen realisieren, die noch vor wenigen Jahren nicht oder nur mit extremem Aufwand möglich waren.
Viele dieser Aufnahmetechniken sind mit wenig Expertenwissen bewältigbar. Viele Kameras haben Funktionen wie HDR oder Timelapse bereits eingebaut, für fast alle Aufnahmetechniken findet man Tutorials im Internet. So ist es auch für Laien möglich, interessante und technisch perfekte Aufnahmen zu erstellen. 
Das hat sich vor allem in der Wissenschaft zum Vorteil entwickelt. Während vor 15 oder 20 Jahren die fotografische Dokumentation wissenschaftlicher Arbeit noch sehr bescheiden und oft technisch mangelhaft war, so ist sie jetzt auf sehr hohem Niveau angelangt.
Der Einsatz moderner Technologien, wie z.B. Wildkameras, ferngesteuerter Kameras oder Flugdrohnen hat sich in der wissenschafltichen Dokumentation bewährt. Mit ilfe dieser neuen Technologien kann ein schonenedes Monitoring durchgeführt werden. Durch den Einsatz von Wildkameras konnten vielerorts bereits ausgestorben geglaubte Arten wieder entdeckt und dokumentiert werden.

Infrarotfotografie in Verbindung mit Panoramafotografie war vor 20 Jahren eine grosse Herausforderung
Aufnahmen im Aquarium: kein Problem ohne fremde Beleuchtung
Eidechsen sind scheu. Ein längeres Tele hilft bei der Überbrückung der Fluchtdistanz
Dank Klappdisplay sind auch witzige Perspektiven möglich
moderne Digitalkameras haben auch bei Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt kein Problem
Sie ist leicht zu verbreiten:
digitale Fotos können verlustfrei beliebig oft gespeichert, dupliziert und verbreitet werden. Das bringt viele Vorteile mit sich. Autoren können so ihre Bilder und Texte leichter publizieren, umgekehrt kommt der Nutzer leicht zu Informationen. Bei Herpetofauna läuft der Grossteil der Artenbestimmung über Fotos. Die User sind sich über eine Tierart im Unklaren, ein gepostetes Foto im Forum oder in einer Mail an den Administrator, versehen mit ein paar Detailinfos kann innerhalb kurzer Zeit Klarheit über die Art bringen. Auch für Wissenschafter ergeben durch die digitale Fotografie neue Möglichkeiten zur Publikation und zum Erfahrungsaustausch.


Wie man schon an dieser Auflistung sieht, bringt die digitale Fototechnik enorme Vorteile in der Naturfotografie und in der Dokumentation naturwissenschaftlicher Arbeiten. Auch als Freizeitbeschäftigung ist Naturfotografie durchaus positiv zu bewerten. Viele Leute entdecken durch die Fotografie die Liebe zur Natur und beginnen sich intensiv damit zu beschäftigen. Naturfotografie bietet eine optimalen Ausgleich zum Berufsalltag, der Aufenthalt in der frischen Luft verbunden mit Bewegung hält fit und gesund. Junge Menschen erweitern ihren Horizont durch die Beschäftigung mit der Fotografie, aber auch im Alter setzt ein Hobby wie die Fotografie immer wieder neue Ziele, die es zu verfolgen gilt.
Fotografen sind generell weltoffene, interessierte und kreative Menschen. Im Laufe der Jahre habe ich viele Freunde durch die Fotografie gewonnen und bin immer froh über den einen oder anderen Erfahrungsaustausch.

Die rasche Entwicklung und Verbreitung der Fotografie hat in den letzten Jahren aber auch zu einigen Problemen geführt. Vielen Neueinsteigern ging die Entwicklung zu schnell. Man kaufte sich eine Kamera, ging fröhlich damit ans Werk und die Erfolgserlebnisse ließen nicht lange auf sich warten. Der lange Einarbeitungsprozess so wie früher ist nicht mehr vorhanden, gutes Licht und gute Motive vorausgesetzt erntet man schnell mit seinen Bildern Lob und Anerkennung in diversen sozialen Netzwerken.
Um die Bilder zu verbessern wird schnell mal in neue Hardware investiert, Videotutorials oder Workshop tragen maßgeblich zur Verbesserung der Ergebnisse bei. Bei Fragen wird das Internet konsultiert. In einschlägigen Foren findet man Antworten auf praktisch jede Frage. Jede Frage? Ja, wenn es um die Fototechnik geht, dann wird das Internet zur wahren Fundgrube. In seitenlangen Threads werden Bilder unterschiedlicher Kameras verglichen, werden Bildbearbeitungskniffe erklärt und finden Fachsimpeleien über zukünftige Sensortechnologien statt.

Worüber wenig diskutiert wird sind Inhalte. Worum geht es bei meiner Fotografie überhaupt? Was ist auf den Bildern zu sehen? Welche Botschaft vermittle ich mit meinen Bildern? Diese Fragen scheinen gerade die technisch orientierten Fotografen wenig zu interessieren. Fotografie der Fotografie willen. Die Technik zählt, die Bildschärfe, das Bildrauschen – der Inhalt ist sekundär. Fotografiert wird, was einem vor die Linse kommt, ohne sich Gedanken über die Konsequenzen zu machen.
In einigen Bereichen der Fotografie mag diese Oberflächlichkeit kaum zu Problemen führen. Fotografiert man irgendwelche unbelebten Objekte, aus seinem privaten Umfeld so hat das in der Regel keinerlei Konsequenzen. Bei Personen wird die Lage schon etwas kritischer. Hier ist nicht jeder unbedingt mit der Abbildung einverstanden.
Kritisch wird die Sache auch, wenn man sich in die Natur hinauswagt, ohne sich vorher damit eingehend beschäftigt zu haben. Solange man in seinem eigenen Garten ein paar Blümchen fotografiert, wird auch das keine grosse Auswirkung auf die Blumen haben. Die Natur ist aber vielfältig und teilweise etwas heikel und nicht immer ist der Fotograf dort willkommen.
Es gibt gewisse Zeiten, in denen die Natur ihre Ruhe verlangt. Wenn z.B. Nachwuchs angesagt ist. Klar, Tierbabys geben immer nette Motive ab. Das Bild einer süßen kleinen Katze erhält auf Facebook sicher tausendmal so viele „Likes“ wie ein fotografischer Klassiker von Feininger. Also macht man sich auf den Weg, raus in die Natur und auf die Suche nach Tierbabys.
Raupen und Kaulquappen sind zwar auch Tierbabys, scheiden aber mangels Attraktivität aus. Wie wär's mit einem Rehkitz? Oder einer Entenfamilie? Also nichts wie rein in den SUV und raus in die Natur. Das Tele an die Kamera, einen Tarnumhang über den Kopf und los geht’s. War wohl nix? Die Tiere laufen alle weg vor der Kamera, ein längeres Tele muss her – und wir müssen näher ran. Vielleicht hilft ein Tarnzelt? Platz wär ja genug im Wald und der Zugang ist ja immerhin öffentlich...Die depperten Jäger sollen sich nicht aufregen, nur weil man da ein kleines Zelt aufbaut. Aha, da ist ein Adlerhorst in der Nähe, na umso besser, da machen wir doch gleich Fotos, wie der Adler zum Horst fliegt. Mit solchen Bildern gewinn ich sicher beim nächsten Fotowettbewerb, so nah wie ich war keiner dran.....
Was hier grotesk wirkt, ist leider bittere Realität. Nicht selten läuft Naturfotografie nach diesem Schema ab. Zuerst die Fotografie, dann die Natur.

Naturfotografie erfordert die Auseinandersetzung mit der Natur. Viele bekannte Naturfotografen und Naturfilmer sind selbst Naturwissenschafter oder können jahrelange Erfahrung auf dem Gebiet nachweisen. Um Natur zu fotografieren, muss man sie kennen. Man muss die Lebensweise der Tiere genau kennen, um den richtigen Moment für die Aufnahme zu erwischen, aber auch, um das Lebewesen nicht zu gefährden. Die einfache Zugang zur Naturfotografie führt sehr oft dazu, dass Leute in die Materie einsteigen, die keine Ahnung von dem haben, was sie da fotografieren.
Der Kauf einer Kamera inkl. Teleobjektiv, eines Stativs und eines Tarnzeltes reicht für viele als Einstieg in die Naturfotografie aus. „Ich habe eine xxxx und ein 4/600mm und möchte damit Wildlife fotografieren – was muss ich beachten?“ Diese Sätze tauchen regelmäßig in einschlägigen Internetforen auf. Fragt man nach, was der Fotograf unter „Wildlife“ versteht kommt da oft ein etwas unbeholfenes „na wilde Tiere halt....“. Hier hat man es in der Tat mit schwierigen Fällen zu tun. Wie erklärt man so jemandem, dass er sich erstmal eingehend mit seinem Motiv beschäftigen soll anstatt Preisvergleiche zwischen Stativen und Tarnzelten anzustellen? Der richtige Umgang mit der Natur steht nicht in der Bedienungsanleitung der Kamera und kann auch nicht in einem Videotutorial erklärt werden. Jahrelange Erfahrung und „Hineinwachsen“ ist hier angesagt.
Besagte Leute sind mittlerweile zum Schreckgespenst der Naturschützer, Förster und Jäger geworden. Balzende Auerhähne und röhrende Hirsche während der Brunft geben zweifellos tolle Motive ab, Alleingänge ohne den zuständigen Jagdaufseher oder Förster zu informieren, können in diesen Fällen aber problematisch werden.

Durch den enormen Preisverfall und die geringen Einstiegskosten ist Fotografie für Jedermann erschwinglich geworden. Die Zahl der aktiven Fotografen und auch der Naturfotografen hat in den letzten Jahren massiv zugenommen. Die Natur wurde noch nie in diesem Ausmaß fotografisch dokumentiert wie jetzt. Gewisse Naturschauspiele und Nationalparks werden zu gewissen Zeiten nahezu von Fotografen gestürmt. An bekannten Fotopunkten reiht sich ein Stativ an das andere, mit geländegängigen Fahrzeugen wird so nah wie möglich an das Motiv herangefahren.
Auch wenn hunderte Naturfotografen sorgsam mit der Natur umgehen und grosses Verständnis aufbringen, mit der Gesamtzahl der Fotografen ist auch die Zahl der „schwarzen Schafe“ gestiegen. Fotografen, die sich einen Dreck um das Befinden ihrer Motive scheren, denen es primär nur darum geht sich mit ihren Fotos in der Öffentlichkeit zu präsentieren und bei Fotowettbewerben Preise zu ergattern. Preise für das spektakulärste Bild, das das Tier besonders nahe zeigt, am besten bei der Aufzucht der Jungen, bei der Jagd. Bilder, deren Entstehung nie hinterfragt wird.
Wie gross war der Fußabdruck den der Fotograf dort hinterlassen hat? Hat das Tier die Tortur mittels Kältespray überlebt? Haben die Jungvögel im Horst überlebt, nachdem der Fotograf den Brutvogel unzählige Male aufgescheucht hat? Oder hat der Fotograf die seltene Orchidee nach dem Foto einfach zerstört, dass kein anderer ihm das Motiv „wegnehmen“ kann?

Diese Fragen werden nur selten gestellt, und wenn, dann gibt es so gut wie nie eine Antwort darauf.

Das Internet bewirkt eine rasche Verbreitung der Daten. Das ist nicht immer gut! Wurden früher Funde nur an vertrauliche Personen weitergegeben, so erfolgt heute die Information fast ausschliesslich übers Internet. Fotos inkl. Geodaten von seltenen Arten oder Naturschauspielen landen im Internet und sind weltweit abrufbar. Der Zugang zu diesen Daten ist nicht mehr kontrollierbar und es kann nicht verhindert werden, wenn sich zu einem bestimmten Naturschauspiel hunderte Fotografen und Schaulustige einfinden.
Die Verbreitung von Fotos seltener Arten inkl. Fundortbeschreibungen oder Geodaten kann auch noch andere Konsequenzen haben: nicht nur Fotografen haben es auf gewisse Arten abgesehen, immer wieder kommt es vor, dass Tiere für Aquarien- oder Terrarienhaltung gefangen oder Pflanzen für den eigenen Garten ausgegraben werden.
Orchideenstandorte sind beliebte Fotomotive. So schaut es aus, wenn der Ort unter Fotografen bekannt wird...
Der Bildausschnitt zeigt die Orchidee, um die es geht....
eine seltene Orchidee als Fotomotiv....in Verbindung mit einer Ortsbeschreibung oder Geodaten können solche Bilder eine Gefährdung des Bestandes bewirken...
Einige aktuelle Beispiele zeigen eine durchaus bedenkliche Entwicklung auf. Naturfotografie stoßt bisweilen schon arg an die Grenzen, bzw. überschreitet diese.

Neben meiner Tätigkeit als Berufsfotograf bin ich ehrenamtlich im Natur- und Gewässerschutz tätig. Im Zuge dieser Arbeit „betreue“ ich auch einen Adlerhorst. Die "Betreuung" sieht so aus, dass der Horst einmal im Jahr auf Nachwuchs kontrolliert wird (meistens um diese Zeit) und den Rest des Jahres weitgehend in Ruhe gelassen wird (keine unnötigen Beobachtungen und keine Foto- oder Filmaufnahmen). Der Horst befindet sich in einem abgesperrten Bereich, der nur wenigen Personen zugänglich ist (Waldbesitzer, Förster, ein paar Forstarbeiter und ein paar Jäger). Hauptanliegen von uns ist es, das Gebiet möglichst in Ruhe zu lassen und die Sache nicht wirklich an die grosse Glocke zu hängen.

Das hat in den letzten beiden Jahren sehr gut funktioniert, es gab sowohl in den Jahren 2013 und 2014 Nachwuchs (jeweils zwei Jungvögel).
In der letzten Zeit sprachen mich aber einige Fotografen auf den Horst an, wollten dort Fotos machen,....ich reagierte ablehnend, wurde aber stutzig. Vor wenigen Tagen fand ich heraus, dass ein Hobbyfotograf Bilder ins Netz gestellt hatte, die
  1. sehr nah am Horst aufgenommen wurden (ca. 10m davon entfernt) und
  2. während einer heiklen Brutphase (Mitte März) fotografiert wurden und
  3. noch dazu mit den vollständigen Geodaten publiziert wurden.
Ich machte den Fotografen ausfindig und stellte ihn zur Rede. Er beteuerte, nie in der Nähe des Horstes gewesen zu sein ("die Geodaten sind nicht so genau"), löschte aber die Bilder im Internet. Bei weiteren Recherchen fand ich aber heraus, dass sich der Fotograf mehrere Male in der Nähe des Horstes aufgehalten hatte und dort fotografiert hatte. Das zeigen zumindest die Bilder, die er im Internet veröffentlicht hatte. Wie hoch in diesem Fall die "Dunkelziffer"ist, kann ich leider nicht abschätzen. Ob er noch öfters dort war, und ob auch andere Fotografen bereits den Braten gerochen haben, ist unklar.
Dieser Fall stellt aber keinen Einzelfall dar. Es kam in der letzten Zeit regelmässig vor, dass Fotografen in geschützte Zonen eindringen, im Eifer des Gefechts viel zu nahe am Horst fotografieren und die Brutvögel massiv stören.
Groteske Szenen spielten sich auch im burgenländischen Seewinkel ab. Im Hansag nistete ein Kaiseradler. An der naheliegenden Straße wurden Schilder aufgestellt. Mit diesen Schilder wurde aber das Gegenteil bewirkt. Immer mehr Schaulustige versammelten sich an dem Ort, die Lage wurde unkontrollierbar.

Auf bird.at wurde im letzten Jahr heftig über das Verhalten der Fotgrafen und Vogelbeobachter diskutiert.

Ich möchte daher an dieser Stelle einen Apell an alle Naturfotografen richten: Adler sind streng geschützt und jegliche Beunruhigung während der Brut ist verboten. Eine Beunruhigung in der Anfangsphase der Brut kann einen kompletten Brutausfall zur Folge haben. Da genügt ein Fotograf, der sich für kurze Zeit zu nah an den Horst heranwagt, um dort Bilder zu machen.
Bilder (inkl. Geodaten) im Netz zu veröffentlichen, ist höchst problematisch, lockt andere Fotografen an und führt zu unkontrollierten Aktionen. Wer keine Ahnung von der Ökologie dieser Tiere hat, soll die Finger von irgendwelchen unbedachten Fotoaktionen lassen!

Und eines sollte man nie vergessen: die Naturfotografen brauchen die Natur - die Natur kommt aber auch sehr gut ohne Fotografen zurecht. 

Montag, 18. Mai 2015

Der schwarze Turm

Der wahrscheinlich mächtigste Baum Wiens steht nicht mehr. "Der schwarze Turm" - so wurde die mächtige Schwarzpappel genannt, die hinter dem Lusthaus am Mauthner Wasser stand, ist umgestürzt. Die Pappel hatte einen Umfang von mehr als 8 Metern und war in den letzten Jahren schon sehr morsch. Der Stamm war innen hohl, auch brachen immer wieder Äste ab. In den letzten Jahren war der Baum von einem Zaum umgeben. Hier ein paar aktuelle Fotos vom umgestürzten Baumriesen: 












Samstag, 16. Mai 2015

Flachwasserzonen

Ich war jetzt wieder mal in der Au und hab mir die im Dezember 2013 geschaffenen Flachwasserzonen angesehen:



In den Gewässern waren in erster Linie juvenile Seefrösche zu finden (Pelophylax ridibundus)Auch die Gelbbauchunke (Bombina variegata) hatte die Gewässser gut angenommen. Daneben fand ich noch Kaulquappen vom Springfrosch (Rana dalmatina).